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                           Sagen

 

Wie ich es schon bei der Einleitung zu diesem Bereich geschrieben habe ist das Zwickauer Muldental  als Tal der Burgen bekannt.      

 

Die von Halle über Leipzig gehende Salzstrasse führte weiter über das Muldental nach Chemnitz und von dort nach Prag.                Eine solch lange Handelstrasse lockte natürlich jede Menge Raubgesindel an und es galt die Händler und ehrlichen Bürger vor jenen zuschützen.  So kam es das gerade in dieser Gegend von Sachsen und zum teil Thüringen, Burgen,  Schlösser und Rittergüter ansiedelten die mit ihren Rittern die Handelswege sicherer machten. Mancher von ihnen wurde aber zum Raubritter,        mach anderer wurde selbst Opfer von Räubern.   Die Legenden und Sagen die in dieser Zeit entstanden sind erregten schon immer mein besonderes Interesse, besoners da man selbst in der Schule nur ganz wenig darüber erfuhr.  Es ist wie totes Wissen das ich hier wieder aufleben lassen möchte.  Geschichten über Ritter, Raubritter, Geister, Mönche, Weisse Frauen, Schätze und vieles mehr.

 

Die erste Sage handelt von dem Ritter der Burg vom Dchachenfels in Penig, der zum Raubritter wurde und von seiner Verlobten überführt wurde.

 

 

Die Sage vom Drachenfels

Der letzte Herr auf der Burg Drachenfels war ein gar schlimmer Raubritter.

Er überfiel mit seinen  Knappen die Reisenden und Kaufleute auf der alten Leipzig-

Chemnitzer Landstrasse und raubte ihnen Hab und Gut. Oft schleppte  er die Überfallenen

 auf seine Burg und warf sie in seinem tiefen Turm.

Dort mussten sie elendiglich umkommen, wenn sie nicht rechtzeitig von ihren Angehörigen 

durch ein hohes Lösegeld freigekauft wurden.(Was übrigens zu dieser Zeit durchaus üblich war)

Zur gleichen Zeit lebte auf Waldenburg der edle Ritter Haubold. Er hatte eine wunderschöne Tochter namens Elsbeth, die mit  dem Ritter vom Drachenfels verlobt war. Sie wusste nichts von dem wüsten Treiben ihres Bräutigams und auch ihrem Vater gegenüber hatte sich der vom Drachen immer unschuldig gestellt. Eines Tages aber erzählte ihr eine ihrer Dienerinnen, was in   der Gesindestube über den Drachenfelser gesprochen wurde. Elsbeth wollte den Gerüchten keinen Glauben schenken, ehe sie  sich selbst von der Richtigkeit überzeugt hatte. Am Fuße des hohen Felsen ließ sie den Knappen mit den beiden Pferden zurück.  ( diese stelle wird noch heute Liebchenstein genannt)

Allein ging sie zur Burg hinauf. Wie bang war ihr doch da zumute! Wie ängstlich schaute sie drein, als sie die Zugbrücke herabgelassen fand, kein Torwächter nach ihrem Begehr fragte und auch sonnst niemand sie willkommen hieß!

Sie schlich über den Hof in das Herrenhaus hinein. Unheimliche Totenstille herrschte überall.

Da gewahrte sie am Boden frische Blutspuren. Diesen ging sie nach und fand einen abgehaunen Finger mit einem goldenen Ring. Schrecken und Entsetzen packte sie. Jetzt wusste sie, dass ihr Verlobter doch ein Räuber und Mörder ist.

Sie starrte eine Weile auf den blutigen Finger, dann griff sie mit Schaudern nach ihm und eilte damit unbemerkt aus der Burg. Weinend überbrachte sie die traurige Kunde ihrem Vater. Dieser schwur dem Heuchler furchtbare Rache.

Bald darauf lud Haubold viele Ritter der Umgebung zu einem Fest nach Waldenburg ein, darunter natürlch auch der Drachenfelser.  Bei dem Festmal saß dieser wie immer neben Elsbeth. Bleich war heute ihr Angesicht und stumm ihr Mund. Die Tränen traten ihr  in die Augen, wenn sie ihren Verlobten anschaute. Er war ein schöner Mann und doch ein Verbrecher. Als die Köche und Mundschenke dampfende Speisen und edle Weine auftrugen, übereichte ein Knappe dem Drachenfelser eine zugedeckte Schüssel. Der Ritter vermutete darin seine Lieblingsspeise und nahm die Schüssel Ahnungslos aus der Hand des Edelknappen. Starr vor Schreck sah er darin den vermissten Finger liegen. Unter den Tischgästen entstand eine furchtbare Aufregung und Elsbeth eilte aufschreind aus dem Saale. Der Übeltäter konnte sich nicht von seiner Schuld befreien, obgleich er anfangs leugnete.

Die Ritter packten ihn und warfen ihn in das unterste Gefängniss.-. Noch am gleichen Tage zogen die Festteilnehmer nach dem Drachenfels, schlugen die mitschuldigen nieder und steckten die Burg in brand.Die aufgeschreckten Hühner retteten sich auf das jenseitige Muldenufer, das dort auch heute der "Hühnerberg" genannt wird. Ein rauchender Haufen Trümmer war alles , was von der stolzen Burg übrigblieb.

Noch heute sind vereinzelt Übereste der Burg und des Burgverließes zu sehen , die allesdings  zwischen den letzten bei Kriegen   verschlossen wurden. Wenn es ganz still ist kann man vielleicht aus dem alten Verließ das schreien die gequälten  Seelen hören, derer dem Drachenfelser zum Opfer gefallen sind.

 

 

(Arthur Beil nach Gräße)

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Der Grosse Topf zu Penig

Wenn ihr das schöne Tal der Zwickauer Mulde von Glauchau  an abwärts wandert, kommt ihr durch Waldenburg , an der     Wolkenburg vorüber nach Penig. Dort brannten früher geschickte Meister nützliche und kunstvoller Töpferwaren , durch die ihre Heimatstadt weithin so bekannt und berühmt war wie heute noch ihre Nachbarstädte Kohren und Waldenburg.
Einstmals stellten die Peniger einen grossen Topf her,der 50 Eimer Wein fassen konmnte. Wer in dieses Gefäß hineinfiel, musste schon gut schwimmen können, wollte er nicht ertrinken. Dieser Wundertopf   wurde auf dem Markt ausgestellt,damit ihn alle sehen und bestaunen konnten. Auch viele Fremde von nah und fern wurden von diesen Topfe angelockt. Wenn Peniger  Stadtkinder auf Wanderschaft in eine fremde Stadt kamen und um Arbeit nachsuchten, wurden sie oft gefragt: "Vist du aus dem Penig, in dem der große Topf steht?"    
Eines Tages verlangte auch der Sohn des Kurfürsten ,ihn zu schauen. Und als er in den Top sah, fiel es ihm ein, hineinzusteigen. Kaum war er aber die Leiter hinabgeklettert und unten angelangt, ließ sein Erzieher, ein Herr von Schönberg, die Leiter herausziehen.Da saß nun der Prinz in seinem dunklen Gefängis, weit oben sah er nur ein Stück Himmel und ringsum die hohen braunen Wände, die viel zu glatt waren, als daß er hätte hinauf klettern können. Der Herr von Schönberg dacht natürlich, der Prinz würde sich aufs Bitten legen,um aus dem Topf befreit zu werden. Der junge Fürstensohn jedoch besann nicht lange, schlug mit  der  Faust an die Wand, die bekam ein Loch so groß wie eine Tür und lachend schritt der Prinz ins Freie.
Nun aber hatte Übermut etwas zerstört, was viele fleißige Hände geschaffen hatten. Um die Töpfer für den Verlust zu entschädigen, erbat sich der Prinz deshalb bei seinem Vater Steuerfreiheit für sie und erhielt sie auch.  Später brannten sich die Peniger nochmals einen solchen Riesentopf, stellten ihn auf den Topfanger aus und erbauten ein  Häuschen darüber.               

Noch viele Jahre ist er da zu sehen gewesen.
(Artur Beil nach Meische)  

Dies ist quasi eine andere Version von der Drachenfalssage, die ist aber sehr lehrreich da sie die Geschichte von Zinnberg und der Zinnburg beinhaltet!

 Die Sage von dem Liebchenstein bei Penig

Vor alten Zeiten haußten Raubritter auf dem bei Penig gelegenen Zinnberg und Drachfels (Drachenfels) und machten     die dasige Gegend sehr unsicher. Zinnberg soll anfangs Umizi geheißen haben, schon im 6. Jahrhundert entstanden     und der Sitz eines Wendenfürsten gewesen sein. Im 13. Jahrhundert gehörte dieses Zinnberg einer Linie der       Burggrafen zu Altenburg zu. Beide Schlösser, Zinnberg und Drachenfels, sollen schon im 14. Jahrundert von den Burggrafen von Leisnig und dem Ritter Heimburg von Waldenburg zerstört worden sein. Nach anderen Angaben, z. B. nach Schumann's sächs. Zeitungs-Lexicon, sind jedoch beide Burgen erst im Jahre 1488 verbrannt worden. Auf    Zinnbergs Ruinen sah man noch gegen Anfang des 17. Jahrhunderts einen alten Turm stehen, von welchem zur Zeit einiges Gemäuer übrig geblieben ist. Bei Zerstörung der unter Penig gelegenen Burg Drachenfels sollen übrigens die Hühner aus der selben über die Mulde auf den gegenüberliegenden Berg geflogen sein, woher der Hühnerberg seinen Namen erhalten habe. Ueber die Raubritter auf Zinnberg und Drachenfels und über die Veranlassung zur Zerstörung  dieser beiden Burgen geht nun folgende Sage. Zinnberg und Drachenfels waren im Besitz von zwei Brüdern, welche   man gewöhnlich die Schachtritter nannte, weil, zur Leistung gegenseitigen Beistandes, ein unterirdischer Gang beide Burgen verband. Der eine dieser Brüder, der Ritter auf dem Drachenfels, war mit Fräulein Elsbeth, der Tochter des    Ritters Haimburg zu Waldenburg, verlobt. Elsbeth erhielt einst heimlich Nachricht, ihr Verlobter betreibe Räuberei. Um sich selbst zu überzeugen, ob diese Kunde wahr oder falsch sei, machte sie sich mit Bewilligung ihres Vaters auf und  fuhr, von des Vaters Knappen begleitet, bis an den Felsen, welcher unmittelbar am rechten Muldenufer hart hinter     Penig am Fuße des Galgenberges liegt. Hier stieg sie, ihr Gespann stehen lassend, aus dem Wagen und begab sich auf die Burg. Auf dieser herrschte ein tiefe grauenvolle Stille. Düstere Ahnungen durchbebten des Fräuleins Seele: sie schaute sich um, fand Blutspuren auf dem Vorsaale und an der Kaminthüre des Ritters Siegelring. Noch mehr     Blutspuren nebst einem bluttriefenden Dolche fand das Fräulein auf dem Zimmer des Ritters, der eben vorher einen    Mord begangen und bei dem Ringen mit seinem Schlachtopfer seinen Ring verloren hatte. Elsbeth nahm schaudernd    den Siegelring mit dem blutigen Dolche, und kehrte, ohne bemerkt zu werden, aus der Burg nach ihrem Gespann und   mit diesen wieder nach Waldenburg zurück. Der vorstehend beschriebene Fels, wo ihr Gespann gestanden, heißt davon aber heute noch der Liebchenstein. Das Fräulein hinterbrachte ihrem Vater die schreckliche Kunde, worauf Ritter Haimburg mehrere Ritter (worunter der Ritter Gerold von Rabenstein) nebst dem Schachtritter zu sich entbieten ließ.     Das Mahl war bereitet und die Pokale kreisten nach Ritterart. Aber über dem festlichen Mahle wurden dem Schachtritter plötzlich der Siegelring nebst dem Dolche vorgezeigt; leicht ward er des Mordes überwiesen, von den       herbeigerufenem Knappen gefesselt und in Haimburg's Burgverließ geworfen. Letzterer verband sich dann mit            noch mehreren Rittern und brach die beiden Raubritterburgen Zinnberg und Drachenfels. Das Fräulein aber soll bald darauf ihrem Leben selbst aus Verzweiflung ein Ende gemacht haben.

Zinnberg liegt am rechten Muldenufer eine halbe Stunde oberhalb Penig, Thierbach gegenüber. Die Burg war, nach     den noch vorhandenen Ruinen zu urtheilen, nicht sehr bedeutend. Sie war in den ältesten Zeiten im Besitz der  Burggrafen von Altenburg, dann im 15. Jahrhundert der Herren von Kauffungen, zuletzt der Burggrafen von Leisnig, gegenwärtig gehört sie zur Herrschaft Penig.

Die Burg Drachenfels liegt am rechten Muldenufer, eine halbe Stunde unterhalb Penig. Von derselben sind nur noch      die Wälle und wenige Ruinen vorhanden. Gegenwärtig ist das ganze Terrain der ehemaligen Burg, die ebenfalls nicht bedeutend gewesen sein kann, mit dichtem Holze bewachsen.

aus Krieg "Geschichte der Stadt Penig" 1838

 

Die Sage vom Hauboldfelsen in Wolkenburg

Die Abendsonne schickte ihre letzten Strahlen durch den herbstlichen Forst. Stille herrschte ringsum, nur ab und zu von dem krächzenden Ruf eines Eichelhähers unterbrochen. Aus der Tiefe des Tales klingt von fern das Rauschen der Mulde. Am gegenüberliegenden Ufer glänzt in der untergehenden Sonne das auf steil aufstrebenden Felsen ruhende Schloss Wolkenburg. ...
... Unruhig ging die Schlossherrn im Atlant des Schlosses auf und ab. Bereits seit den späten Mittagsstunden hätte ihr Gemahl Haubold wieder auf dem Schloss eintreffen müssen. Immer wieder streifte ihr Blick die an der Furt errichtete Brücke und wanderte weiter die uralte Salzstraße aufwärts bis zum ehemaligen Rittersitz der Kaufunger. Ritter Haubold war in einer sehr wichtigen      Mission unterwegs. Auf dem Schlosse zu Rabenstein sollte Haubold zu Rate gezogen werden, wie dem immer häufiger werdenden frechen Überfällen einiger Strauchdiebe und Galgenvögel, welche seit geraumer Zeit die Gegend unsicher machten, zu begegnen    wäre.
Die friedliche Stille des Waldes wurde, durch näher kommendes Hufgetrappel, jäh unterbrochen. Eine Gruppe von verwegenen Schnapphähnen tauchte im Hochwald auf. Sie verfolgten einen einzelnen Reiter, der verzweifelt versucht, sein völlig erschöpftes    Pferd, zur höchsten Eile anzutreiben. Umsonst, jeder Weg zur Rettung war abgeschnitten. Die Brücke an der alten Muldenfurt war     zu weit entfernt und auch ein zeitraubender Abstieg zum Muldenufer wäre sein sicherer Tod gewesen. Wohl war es ihm gelungen einige seiner Verfolger, welche ihn Ausgangs des Kaufunger Forstes überfallen hatten, niederzustrecken. Doch der Übermacht war     er nicht gewachsen.
Den sicheren Tod vor Augen blitze plötzlich ein verwegener Gedanke in ihm auf. Er riß sein Pferd herum und jagte im vollen Galopp   auf einen steil aus der Mulde aufragenden Felsen zu. Lebend sollten seine Feinde ihn nicht bekommen. Zu spät bäumte sich sein Pferd auf, ein letzter Sporendruck und Pferd und Reiter stürzten in hohen Bogen in die gähnende Tiefe. Gerade noch vermochten       die Verfolger ihre Pferde, vor dem wohl 80 Fuß hohen Abgrund zu zügeln. Sie trauten Ihren Augen kaum, mit letzter Kraft rettete     sich der Verfolgte aus dem reisenden Fluss und war in Sicherheit.
Seit diesen Tage wird der Felsen gegenüber der Mühle im Volksmund „der Hauboldfelsen“ genannt.
(Rolf Kirchner)

Die Galgenlinde von Bräunsdorf 


Dies war an einem Frühlingstag vor einigen hundert Jahren.Der Wind zog über die Felder und es roch nach guter Erde.Von     Kaufungen und Bräunsdorf strömten viele Bauern und Häusler auf die Höhe des Malzteiches zu.Es sah so aus, als wenn am   Malzteich ein Fest sein würde, aber die Leute sahen nicht so aus, als würden sie zu einem Jahrmarkt gehen, nein sie sahen traurig und nicht lustig aus.
Kein Lachen war zu hören.Die meisten gingen schweigend und in tiefen Gedanken.Nur wenige sprachen und aus ihren Worten    konnte man hören, was Schlimmes geschehen würde.Am Galgen sollte ein Mensch sterben.Von ihm glaubte man, daß er ein Dieb sei.Er selbst aber sagte, daß er unschuldig sei.Aber die Richter hatten ihr Urteil gefällt.Er sollte am Galgen sterben.
Der Galgen erhob sich halb auf Kaufunger und halb auf Bräunsdorfer Flur. Mit Augen,die weit offen standen voller Angst,Schreck und Verzweiflung,sah der Verurteilte seinem sicheren Tode entgegen.Als man ihm nochmal das Urteil vorlas, wie das Gesetz es  vorschrieb, schrie er voller Verzweiflung,so daß man es weit in der Runde hören konnte:”Ich bin unschuldig!Habt Erbarmen!            Wollt ihr einen Unschuldigen hängen?” Die Richter aber hielten ihn für schuldig.Ihre Gesichter blieben hart und starr.In den    unbewegten Mienen war keine Gnade zu erkennen.Da wußte der Unglückliche,daß er verloren war.Als aber der oberste Richter      dem Henker das Zeichen gab, stieß der Angeklagte ihn zur Seite, bückte sich, riß ein kleines Lindenbäumchen aus dem Boden,    grub hastig ein Loch und steckte es mit den Blättern in die Erde.Stumm und verständnislos sahen es die Richter.Staunend und    erregt blickten die rundum stehenden Dörfler.Keiner wußte, was das bedeuten sollte.Der zum Tode Verurteilte , sah sich im Kreise   um und rief mit lauter Stimme: ”So wahr die Linde - mit den Zweigen in die Erde gepflanzt wurzeln,wachsen,blühen und gedeihen wird,so wahr bin ich unschuldig.So sicher werdet ihr einen Unschuldigen ermorden!” Schon hörte man einzelne der Umstehenden rufen:”Laßt ihn frei!”Erwartungsvoll schauten alle auf den Richter.Doch dieser hob mit finsterer,grausiger Miene zum zweiten Male die Hand.Nun waltete der Henker aus Penig seines grausigen Amtes.
Das Lindenbäumchen jedoch trieb in demselben Jahr noch Knospen und Blätter aus den Wurzeln.In der Folge wuchs es auf zu    einem hohen Baume mit mächtigem Stamm und mit breiter Krone, in der die Blätter wie tausende von grünen Herzen hingen.Der  Baum hieß fortan die Galgenlinde und steht noch heute.

Die wohl bekannteste Sage aus dem Mittelalter in unserer Gegend!

Der Prinzenraub zu Altenburg durch Kunz von Kauffungen

 

Zugetragen hat sich das volkstümlichste Ereignis der sächsischen Geschichte in der Nacht vom 7. zum 8. Juli 1455 auf Schloss Altenburg, das heute zu Thüringen gehört. Ritter Kunz von Kaufungen wollte durch die Entführung der Prinzen deren Vater        zwingen, ihm seine berechtigten Forderungen zu erfüllen. Doch die Sache misslang, und der Kurfürst von Sachsen griff durch.

 

Der Initiator des Prinzenraubs, Kunz von Kaufungen, wird meist als verwegener Ritter dargestellt, der vor kriegerischen Auseinandersetzungen und Straßenraub nicht zurückschreckte, um eigene Vorteile durchzusetzen. Als Friedrich der Sanftmütige, Kurfürst von Sachsen, 1446 Krieg gegen seinen Bruder Wilhelm führte, kämpfte von Kaufungen auf der Seite Friedrichs. Im Verlauf dieses Krieges wurde der Ritter bei Gera gefangen genommen und konnte sich nur mit Hilfe von 4.000 Goldgulden die Freiheit erkaufen. Er forderte das verlorene Geld von Friedrich zurück, aber dieser verweigerte ihm die Zahlung.

"Von Kauffungen war ein tatkräftiger Mann und tüchtiger Krieger, der jedoch von zu großem Vertrauen auf die Hilfsmittel seines  Geistes und auf sonstige Gaben des Glücks bis zur Verwegenheit erfüllt war."

Die Entführung der Prinzen

Kunz von Kaufungen fühlte sich benachteiligt und ungerecht behandelt. Er wollte Rache und schmiedete den Plan, die Söhne des Kurfürsten, den vierzehnjährigen Ernst und den elfjährigen Albrecht, aus dem Altenburger Schloss zu entführen, um seine   Forderungen durchzusetzen. In der Nacht zum 8. Juli 1455, nach dem Abschicken eines Fehdebriefs der allerdings zu spät bei Friedrich ankam was ein entscheidener Fakt gegen Kunz später vor Gericht ist, nutzte von Kaufungen die Gunst der Stunde: Von  Hans Schwalbe, einem Küchenjungen Friedrichs, hatte er erfahren, dass dieser nach Leipzig reisen wolle. Der Raubritter und seine   30 Gefolgsleute näherten sich dem Schloss im Schutze der Nacht. Mit Hilfe des Küchenjungen drangen sie durch ein Fenster in      das Schloss ein, packten die jungen Prinzen und entkamen durch den Schlosspark. Kunz von Kauffungen entfloh mit dem jüngeren Prinzen Albrecht in Richtung Böhmen, wurde aber kurz darauf von Bauern und Köhlern erkannt und überwältigt.  Unterdessen    konnten seine Komplizen mit Prinz Ernst in Richtung Franken entkommen und versteckten sich in einer Felshöhle bei Hartenstein,   der heutigen Prinzenhöhle. Als den Entführern Begnadigung zugesichert wurde, übergaben sie den Prinzen unversehrt an den Amtshauptmann von Hartenstein. Kunz von Kaufungen fand jedoch keine Gnade. Nach geltendem Recht war er straffällig geworden,  da sein Fehdebrief erst einen Tag nach dem Prinzenraub in Friedrichs Hände gelangt sein soll. Der Ritter wurde nach Freiberg  gebracht und dort auf Befehl des Kurfürsten zum Tode verurteilt. Am 14. Juli 1455 wurde er auf dem Freiberger Marktplatz mit dem Schwert hingerichtet. Nach der Überlieferung sollen allerdings die anderen Ritter davon wenig begeistert gewesen sein da das Faustrecht auf der Strasse durchaus üblich war, besonders wenn der Ritter berechtigte Soldforderungen gegen einen Fürst hat. Die Legende besagt, dass der verräterische Küchenjunge lebendig im Altenburger Schloss eingemauert worden sei.

Die Weiße Frau von Rabenstein

Es war zur Zeit der großen Kreuzzüge. Viele gläubige Ritter zogen damals in ihren glänzenden Rüstungen auf gepanzerten Pferden  ins ferne Morgenland, um mit dem Schwerte in der starken Faust den verhassten Heiden die Herrschaft über Jerusalem und das   ganze Heilige Land zu entreißen.
Aber auch böse finstere Raubritter gab es damals in den deutschen Landen. Durch eigene Faulheit und ständigen Krieg mit den  Rittern ihrer Nachbarschaft waren sie verarmt. Ihre Felder lagen brach. Ihr Vieh war verwahrlost. Das, was sie zum Leben auf ihren Raubritterburgen brauchten, verschafften sie sich dadurch, daß sie Kaufleute, die auf großen Wagen die Waren ferner Länder nach ihrer Heimatstadt bringen wollten, überfielen, beraubten und töteten oder gefangen nahmen.
Genau um diese Zeit wohnte auf der Burg Rabenstein ein Ritter mit Frau und Dienerschaft. Er hatte eine einzige Tochter. Sie war     der Stolz und die Freude aller. Glockenhell klang ihr Lachen durch die Burg und den Park. Und keine Schönere gab’s im ganzen  Lande als das Burgfräulein von Rabenstein. Von weit und breit kamen die jungen Ritter und begehrten sie zur Gemahlin.
Zwei Ritter betrieben ihre Bewerbungen besonders eifrig. Das waren die Herren von Waldenburg und von Neukirchen. Von dem Neukirchener mochte das Burgfräulein nichts wissen. Er war ein aufbrausender, jähzorniger Mann Ein Gerücht erzählte sogar von   ihm, daß er bisweilen auf nächtliche Raubzüge gänge und harmlose Handelsleute überfiehle. Da er jedoch oft mit dem       Rabensteiner Ritter ausgiebig feierte und trank, hätte dieser ihn ganz gern als Schwiegersohn gesehen. Die schöne Rabensteinerin aber liebte den Waldenburger Ritter von ganzem Herzen , freilich gegen den ausdrücklichen Willen ihres Vaters. Nachdem aber  einiges über das Nächtliche treiben des Neukirchners zu Tage gekommen war. gelang es Mutter und Tochter mit vereinten Bitten, seinen Widerstand zu brechen.
Der ehrliche Burgherr von Rabenstein machte seinem Trinkkumpane gegenüber auch gar kein Hehl aus seiner veränderten Meinung.  Da kannte die Wut des Neukirchners keine Grenzen. Er schwor Rache. Auf gemeine, hinterlistige Weise bemächtigte es sich des Waldenburgers, ließ ihn auf seine Neukirchner Burg schleppen, ins Burgverließ werfen und dort jämmerlich umkommen. Aber sein Rachedurst war noch nicht gestillt. Mit all seinen Räubergesindel brach er von Neukirchen auf und rückte nach Rabenstein, um die Burg zu belagern.

Dort sah es jetzt nicht mehr aus wie zu Beginn unserer Erzählung: Das schöne Burgfräulein hatte das Lachen gänzlich verlernt. Es weinte sich die Äuglein rot, nicht nur um ihren Geliebten. Auch die Schlossherrin, ihre Mutter war gestorben. Die Sorge um die   Zukunft ihrer einzigen Tochter, der Gram über die häufigen harten Worte ihres Mannes, und über das grausame Schicksal des Waldenburger Ritters hatten sie ins Grab gebracht. Sie lag schon einige Wochen unter dem grünen Rasen, nahe der alten   Burgkapelle dort, wo heute die Mondscheinlinde steht. Das arme verwaiste Burgfräulein aß und trank nichtmehr. Es saß von früh        bis abends am Grabe der Mutter und weinte.
Da - der Turmwächter stößt ins Horn: Feinde!" Feinde!" Kommandorufe erklingen, und die Ketten der Zugbrücke rasseln.                  Die Brücke wird hochgezogen. Da schwirren auch schon die ersten Pfeile durch die Luft. Doch die Burgmannen sind der      Neukirchner Übermacht nicht gewachsen. Mit Reissig und Stroh füllt der Feind an einigen Stellen den Wallgraben aus und ersteigt    den Wall. Der Kampf wogt weiter bis in die Dämmerung hinein. - Horch! Kettengerassel! Richtig: Die Zugbrücke senkt sich. Jetzt, schöne Rabensteinerin, wehe dir! Der Erste, der auf die Brücke springt, ist der Neukirchner, seine Mannen mit Sieggeschrei hinter   ihm her. Doch, was ist das? Das Streitross des Neukirchner Siegers bäumt sich. Das Freudengeschrei verstummt plötzlich. Alles steht wie gebannt. Aller Augen sind, weit aufgerissen, nach der Mitte der Zugbrücke gerichtet. Ein Schauer geht durch die kampfgewohnte Schar der Raubritter: Auf der Brücke, unmittelbar vor dem Neukirchner Ritter, steht eine weiße Gestalt, die die Knochenhand nach dem Zügel des Ritterrosses erhebt. Der Reiter drückt ihm die Sporen in die Weichen. Da springt es zur Seite     und schleudert seinen Herrn aus dem Sattel. Der stürzt hinab in den Burggraben. Mit gebrochenem Genick bleibt er liegen. Das    Pferd aber wendet sich, und in wildem Laufe geht es durch, zurück den Weg, den es kam, - und hinter ihm her die Scharr der Neukirchner Räuber. Sie schreien „Die weiße Frau!" Die weiße Frau!" rette sich wer kann. Die weiße Gestalt hat sich - nach ihrer Überzeugung - an ihre Fersen geheftet. Noch kurz vor Neukirchen soll sie hinter ihnen im Abenddunkel wahrzunehmen gewesen    sein. -
So rächte der Geist der verstorbenen Schlossherrin die Untaten des Neukirchners.
Und was wurde aus dem armen lieben Burgfräulein? Schon geschwächt durch den Tot ihrer Liebsten, hatte das Kampfgetöse            sie zu sehr in Aufregung gebracht. Nach dem fluchtartigen Abzuge der Feinde hatte sie sich todesmatt an ihr Lieblingsplätzchen geschleppt, an das Grab ihrer Mutter. Dort fand sie auch ihren Vater. Mit matter Stimme noch bittet sie Laß mich hier, bei meiner Mama, den langen Schlaft tun. Und hole mir meinen toten Herzallerliebsten aus dem Neukirchner Hungerturme, und vereine uns wenigstens im Tode". Noch ein letzter Seufzer - und ein junges Leben, voll von Enttäuschungen, hat geendet.
Der Ritter erfüllte seiner Tochter die letzten Wünsche. Eine junge Linde pflanzte er auf das dreifache Grab. Dann aber leidet es ihn nicht mehr in den einsamen Mauern. Gerade jetzt wird in deutschen Landen wieder zum Kreuzzuge gerüstet. Er schließt sich den Kreuzfahrern an. - Vielleicht ist er im Heiligen Lande gefallen. Kein Rabensteiner hat ihn je wieder gesehen. Aber schon mancher Wanderer soll zu mitternächtlicher Stunde aus dem verlassenen, öde Rittersaal der altersgrauen Burg ein Poltern gehört haben, das ihm gruseln machte. Und immer dann, so besagt die Legende wenn der Lichtschein des Vollmondes durch die große Astgabel auf    die Stelle des Grabes trifft, könnten Glückskinder auch die weiße Frau" um die Mondscheinlinde wandeln sehen.
Und in den Zweigen der Linde singt der Wind seit Jahrhunderten das alte Lied von Liebe und Haß, von Glück und Tod.

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Die Weiße Frau von Glauchau

 
Im Jahre 1675 im Monat Oktober hat sich auf der Superintendentur ein Spectrum oder Gespenst sehen lassen, welches einen    weißen Trauerhabit (Trauertracht) trug und sich für eine von Adel ausgab, die bei dem zu Glauchau früher befindlichen Nonnenkloster die Stelle einer Äbtissin vertreten hatte. Das erste Mal ist diese weiße Frau einer Nähterin (Näherein), Maria Sabina, erschienen,      die zusammen mit einer Kindermagd in einem Bette lag. Das Gespenst begann, die silbernen Tischlöffel zu zählen, auch zog es     den Mantel des Herrn Superintendenten an und ging damit auf  und ab. Die Kindermagd begann darüber zu lachen und sagte zur Nähterin: ”Was macht denn der Narr!”, welches ihr aber nicht bekam, denn sie erhielt augenblicklich im Mund und im Gesicht heiße Blasen und mußte vierzehn Tage im Bett bleiben.
Sooft dieses Spectrum erschien, brachte es einen hellen Glanz und Schein mit sich, das man einen Pfennig auf der Erde hätte erkennen können. Zwei Männer wollten es in Augenschein nehmen , doch ihnen warf die weiße Frau einen schweren Stein in die Kammer, dass darüber alles erschütterte. Darauf ist sie in den Stall gegangen, hat einer alten Ziege den Hals umgedreht und im Hühnerhaus gleich darüber eine Henne erdrückt. Von dieser Zeit an ist dieses Spectrum fast alle Nächte zu der Nähterin      gekommen und hat sich mit traurigen Gebärden vor ihr Bett gestellt, auch öfters bitterlich geweint. Die herabfallenden Tränen sollen  wie Milch ausgesehen haben, welche sich die weiße Frau mit einem schönen weißen Schnupftuch abwischte. Obwohl der Superintendent der Frau verbot mit dem Gespenst zu reden, fragte diese doch einmal mit Furcht und Zittern, was es denn wolle. Da fing es mit einer ganz gezwungenen und außergewöhnlichen Stimme zu reden an und begehrte von ihr, sie solle mit ihr gehen und einen Schatz heben. Nach etlichem Hin und Her willigte die Nähterin heimlich ein und folgte dem Gespenst. Als sich die Tür auf dem Saal von selbst öffnete, kam ihr ein ziemlicher Haufen
Von schwarzbekleideten Mönchen entgegen, von denen ein sehr langer ihr Licht  ausblies, worauf sie seufzte:” Ach, Jesus!”
Jetzt brach ein gewaltiger Tumult aus, so dass sie meinte, es ginge alles zu Grund und Boden. Am nächsten Morgen war die   Nähterin ziemlich krank und hat ihre Furchtsamkeit mit Tränen und Weinen bezeugt, nichtsdestoweniger erschien das Gespenst  in der folgenden Nacht wieder und gab vor, die schwarzen Männer würden ihr nichts tun, sie solle ruhig mitgehen. Der Schatz stünde schon draußen und bestünde aus Kirchenkleinodien, welche vor etlichen hundert Jahren dahin gebracht wurden, als sich ein großer Krieg erhob. Sie solle da und da suchen, und ihr, der weißen Frau, glauben. Man fand allerdings keinen Schatz, sondern lediglich Ziegeln, Schiefertafeln und Totenknochen. Die weiße Frau trieb noch allerlei anderen Unfug im Haus  des Superintendenten.  Besonders hatte sie ein Auge auf das dreijährige Söhnlein geworfen, welchem sie immer wieder versprach, ihm Geld zu schenken   und welches sie auf andere Weise ängstigte. Auch sollte das Kind die weiße Frau erlösen. Schließlich wurde es dem Herrn Superintendenten zu bunt und er schickte die Nähterin fort. Kaum das sie weg war, hat das Spectrum sich die folgende Nacht darauf  in der Kammer, wo die Nähterin sonst lag, mit vermeintlicher Stimme hören lassen:” Wenn ihr mir die Maria Sabina nicht wieder herschafft, so will ich auf den dritten Abend so tornieren (toben) , dass ihr nicht im Hause bleiben könnt.” Worauf aber der Herr Superintendent, da er solches hörte, antwortete:” Der Teufel ist ein Lügner, er wird es auch diesmal bleiben.”, welches denn auch geschah, indem in der folgenden dritten Nacht alles still blieb.
Und solcher Gestalt hat sich dieser Spuk damals beendet.
(Quelle: Das Sächsische Obscurum)

Der verwunschene Prinz auf dem Totenstein

Vor langer, langer Zeit als selbst unsere Burg noch ein Neubau war, kam in einer stürmischen Nacht, zu mitternächtlicher Stunde     ein einsamer, verirrter Wanderer die Totensteinstrasse von Westen herauf.Auf dem Felsblock des Totensteins setzte er sich müde nieder.
Da trat ein kleines Männchen zu ihm, und sagte mit zarter Stimme“ Erschrick nicht! Dieser Augenblick kann das Glück deines   Lebens sein. ich bin ein verzauberter Sorbenprinz. Wenn du das erste lebende Wesen, das dir begegnet, küsst, so bin ich erlöst.   Zum Dank sollst du dann alle Schätze erhalten, die ich dort in den Höhlen bewachen muss. Mit diesem Schlüssel wirst du zum     Gold gelangen“. Damit überreichte ihm der Zwerg einen Schlüssel und verschwand. Ehe sich der Wanderer noch von diesem     Schreck erholen konnte, sah er eine riesengroße Eidechse auf sich zukommen. Das Ungeheuer riss seinen Rachen auf, und seine rotglühenden Augen blickten ihn böse an. – Dieses Monster sollte er küssen? Auf keinem Fall!!! Eiskalt lief es ihm den Rücken hinunter. Weg, weg von diesem schaurigen Ort, er rannte so schnell ihn seine müden Beine tragen konnten. Mit schlotternden      Knien und am ganzen Leib zitternd kam er bei den ersten Häusern von Rabenstein an. Erst nach Stunden hatte sich der Wanderer soweit erholt, das er von seinen Erlebnissen berichten konnte. Sofort machten sich einige Mutige auf den Weg zum Totenstein    hinauf, doch den Zwerg suchten sie vergebens, nie wieder wurde er gesehen. Und so oft auch Neugierige nach dem Schatz gesucht haben, nie haben sie etwas anderes gefunden, als das „trügerische Gold“ das Leuchtmoos, das sich in ihren geldgierigen Händen      zu ganz gewöhnlicher Erde verwandelt.

Der verwunschene Schatz in der Burg Rabenstein

Vor langen Jahren, als die Burgruine Rabenstein noch ein fester Rittersitz war, gehörte sie einmal einem Herrn von Carlowitz. Der     war sehr klein und bucklig. Aber reich war er. Bis nach Böhmen hinein gab es kaum einen Reicheren. Eine große Anzahl Dörfer gehörte ihm, mit all ihren Feldern, Wiesen, Wäldern und Teichen. Doch bei alle seinem Reichtume fühlte er sich tief unglücklich.                Denn alle Welt machte sich über seine Missgestalt lustig. Wohl hatte er in jungen Jahren reiten und fechten gelernt, aber seine Bewegungen warn ungeschickt und tölpisch geblieben, wie die eines Knaben. So oft auch die Ritter der   Umgebung Turniere und sonstige Feste abhielten: er ging gar nicht mehr hin, denn immer hatte man für ihn nur beißenden Spott  bereit. Er unterhielt keinerlei Beziehungen mehr zu seinen Standesgenossen. Auf der Burg Rabenstein gab es keine glänzenden Ritterfeste. Der Burgherr lebte mürrisch und verdrossen ein einsames Dasein. Nur selten einmal sprach ein Rittersmann vor, der des Landes unkundig war. Aber kopfschüttelnd kehrte auch er sehr bald der ungastlichen Stätte den Rücken; denn das finstere   verbissene Wesen des Besitzers fesselte niemanden. Und kam der Rabensteiner gar auf eine Burg in der Nachbarschaft, in der Absicht, um die Hand des Burgfräuleins anzuhalten und sie zur Schlossherrin von Rabenstein zu machen: wie höhnisch wurde er      da heimgeschickt! -
Nicht einmal seine eigenen Knechte und Mägde achteten ihn. Sie amten seinen Gang und seine Wutausbrüche nach und missachteten seine Befehle, wo sie nur konnten. Selbst seine Verwandten gaben sich nicht besondere Mühe, ihm zu verbergen, dass sie eigentlich nur wegen seines Reichtums noch mit ihm Freundschaft hielten und seine Launen ertrugen.
Die Jahre vergingen. Sein Leben blieb ohne liebe, weder Frau noch Kinder waren ihm vergönnt, er lebte in Einsamkeit.
Nur eine kindische Freude hatte der alternde Mann: Nachts, wenn der große Gutshof und auch die Burg in tiefer Ruhe lagen,             da schlich er im Vollmondscheine oder bei dem matten Lichte einer Talgkerze in den Rittersaal. Wie viele frohe Feste hatten seine Vorfahren hier abgehalten! Verwundert schauten sie jetzt von den hohen Wänden herab, aus den Bilderrahmen heraus auf ihren entarteten Sprössling. Gespenstische Schatten huschten hin und her. Mit wachsbleichem Antlitz und furchtverzerrten Zügen schritt    er der einen finsteren Ecke zu. Hier stand seine liebe Truhe. Mühsam öffnete er das alte Schloss, knarrend hob sich langsam der  schwere Deckel, und vor ihm lag die einzige Freude seines zwecklosen Lebens, die blanken, glitzernden Goldstücke. Wie freute er sich, wenn er wieder ein  paar neue Dukaten hineinlegen konnte. Hier saß er oft stundenlang, mit den knochigen Fingern in der glitzernden Masse wühlend.
So auch in einer Herbstnacht. Der Wind heult in den Erkern und Ecken und Nischen der Burg und in den hohen Bäumen ringsum.    Der bedauernswerte Burgherr! Tagsüber muss er sich ärgern über seine Mitmenschen, und jetzt gönnen ihm die Geister der Nacht seine einzige Freude nicht. Das Knistern und Rascheln will heute gar nicht aufhören, bald ist’s vor, bald hinter ihm. Er dreht sich     um. Da, das Blut will ihm in den Adern erstarren vor ihm steht die Stammmutter des Geschlechts. Ernst und durchdringend, wie   sonst von der hohen Wand herab, blickt sie ihn an. Mit hohler Grabesstimme ruft sie ihm zu: Mache dich bereit zum Sterben! In      drei Tagen schlägt deine letzte Stunde!" - Und die Vision ist verschwunden. Die Ahnfrau blickt aus ihrem Goldrahmen herab wie  immer. Zu ihren Füßen kauert, am ganzen Leibe zitternd, der letzte Spross ihres Geschlechts.
Mühsam erhebt er sich. Langsam, zitternd schleppt er sich zu Bett, doch schlafen kann er nicht. Nach Art der Geizigen quält ihn     der Gedanke an sein Geld. Sterben und den ganzen Reichtum denen hinterlassen, die ihn immer nur verachtet haben? Nie und nimmer!  Die verhassten Verwandten solle nur die leere Truhe vorfinden! Noch ehe der Tag graut, hat er in dem unterirdischen Gange,    der von der Burg wegführt, ein passendes Versteck gefunden. Die letzten Nächte, die er nach dem Ausspruche der Ahnfrau noch zu leben hat, benutzt er dazu, den ganzen glänzenden Inhalt seiner Truhe dort zu vergraben. Ein Bannspruch vollendet sein Werk: Hier liege, du liebes Gold, bis ein anderer Carlowitz Besitzer dieser Burg ist, der ausgewachsen ist wie ich. Nur der soll den reichen    Schatz entdecken und heben. Am dritten Tage aber fanden die Rabensteiner Burgmannen ihren Herrn tot neben der       eeren Truhe liegen.

(Horst Strohbach)

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Die Hexen zu Meuselwitz

Als in den ersten Tagen des Februar 1648 noch kaiserliche Einquartirung in Meuselwitz lag und deshalb verstärkte Nachtwache gehalten werden mußte, bemerkten mehrere Wächter, daß feurige Lufterscheinungen sich über die Kirche hinzogen und in der  Gegend der herrschaftlichen Scheune beim Kellerhäuslein niedersenkten. Gleichzeitig hatte ein Viehsterben auf dem Hofe Heinrichs von Clauspruch des Jüngern die Ställe gelichtet. Man nahm nun an, jene Erscheinung am Himmel sei der in Drachengestalt sich zeigende Teufel gewesen und die Viehseuche eine Wirkung desselben. Es kam also nur darauf an, seine Verbündeten und  Werkzeuge ausfindig zu machen. Nun wohnte in dem Kellerhäuslein ein Tagelöhner, Martin Eichler, dessen Ehefrau Marie aber, 28 Jahre alt, seit zwei Jahren kränkelte, damals bereits bis zum Skelett abgezehrt, völlig entkräftet und offenbar geistesschwach war,  aber in diesem Zustand Aeußerungen über sich selbst und andere Personen gethan hatte, die man für bedenklich hielt und der auflauernden Gerichtsherschaft hinterbrachte. Clauspruch ließ die Kranke erst durch ihren Mann ausforschen, begab sich darauf am 11. Februar selbst zu ihr und fragte sie, ob sie den Drachen habe. Als dies nebst andern daran geknüpften Fragen von ihrr bejaht,  auch sofort gerichtliche Aussage der oben erwähnten Wächter beigebracht worden war, ließ er die schon halbtodte Frau in einem Backtroge ins Gefängniß tragen. Dies geschah am 12. Februar und am 13. und 14. erfolgte die Vernehmung durch den Gerichtsverwalter Johann Kind. Den Drachen habe sie vermuthlich von ihrer Mutter in deren Sterbestunde erhalten und zwar mittels eines Stückes aufgewärmten Fleisches, welches diese ihr zu essen aufgenöthigt; darauf habe sie sich mit ihm verlobt und nähern Umgang mit ihm gepflogen, in dessen Folge einige Male garstige Würmer von ihr gegangen seien, er habe sich George genannt      (sie nennt ihn aber Saugörge) und einmal sei sie mit ihm zum Tanz auf dem Rupperts- (Bloks-) Berge gewesen. Dies sei das andere Jahr, als sie den Drachen angenommen, am Walpurgisabend geschehen, denn im ersten Jahre habe sie wegen ihrer Krankheit      nicht hinauf kommen können. Ueber die nähern Umstände dieser Fahrt befragt, sagte sie, sie habe sich auf einer Ofengabel hinausbegeben, Essen sei oben nicht dagewesen, wohl aber Bier zum Trinken, ein Viertel etwa, auch habe als Einschenker eine    Frau fungirt, im untern Gesichtstheile weiß und fein dickblüntzschigt, auch etwas hinkend, wie sie geheißen, wisse sie nicht, aber   von Spora sey sie gebürtig gewesen. Das Bier wäre aus Töpfen und Krügelchen getrunken worden, aber hätte nicht gut geschmeckt. Nach ihren Mitschwestern gefragt, bezeichnete sie fünf Ehefrauen und eine Wittwe aus dem Dorfe, die sämmtlich als Hexen mit auf dem Ruppertsberge gewesen seien, ein alter Musicant aber aus demselben Orte, Namens Krombsdorf, habe mit seiner Fidel zum Tanze aufgewartet. Weiter erzählte sie, der Drache habe ihr gleich anfangs zehn Thaler gegeben, wofür sie Einiges eingekauft,    etliche Male habe er sie zu sich ins Holz bestellt und hätte dann dort gestanden wie ein kleines Närrchen, hätte einen "Sahm" Holz zusammengebunden gehabt und ihr solches heimzutragen gegeben, auch hätte er ihr helfen Butter und Käse machen und einen Sommer über etwa zehn Mal, jedesmal eine Wasserkanne voll Milch gegeben, daß sie aber von ihm zaubern gelernt und die Clauspruchschen Pferde und Kühe krank gemacht, davon wisse sie nichts. Gefragt, ob ihre Mitschwestern auch mit getanzt und jede von ihnen einen Buhlen gehabt, bejahte sie solches und beschrieb diese sogenannten Junker als große Männer in gelben Kleidern   und rothen Höschen mit schwarzen Mützen. Der Leipziger Schöppenstuhl verdammte die Eichlerin hierauf zum Feuertode, allein sie starb vorher, am 1. März 1648.
Inzwischen war am 23. Febr. der schon erwähnte Hans Krombsdorf, ein 77jähriger Greis eingezogen worden, derselbe leugnete zwar anfangs, allein, als ihm die Eichler ihre Anklage ins Gesicht sagte, gestand er zwar, er habe mit seinem Fidelchen zum Tanze aufgespielt, dies sei aber auf einer Wiese des Junkers von Bünau zu Wildenhain geschehen. Weiterhin bekannte er auf der Folter  noch mehr und nannte als eine der Tänzerinnen die Frau des Leinwebers Georg Graulich zu Meuselwitz. Diese leugnete zwar auch, allein nachdem sie am 11. März torquirt worden war, räumte auch sie ihren Umgang mit dem Teufel ein und ward deshalb mit dem Fiedler nach geschehenem Urtheilsspruche am 22. März auf dem Galgenberg lebendig verbrannt. Eine ziemlich bejahrte, lahme Wittwe, Katharina Deckner, war von der Eichler und der Graulich auch als Mittänzerin angegeben worden, der Mann der Graulich ssagte von ihr aus, sie habe vor einigen Jahren einen Schubkarren mit einem Stricke von ihm geliehen, bei der Zurückgabe habe er einen Knoten in dem Stricke gefunden und als er denselben zu lösen versucht, sei es ihm in die linke Hand, besonders in den Mittelfinger gefahren, der so böse geworden, daß ein Glied nebst Beinlein herausgegangen sei, welches er in sein Stubenfenster gelegt, daraus es aber weggekommen sei. Da nun ihre eigenen Söhne für sie nicht einmal Bürgschaft leisten wollten und   zugestanden, daß ihr solche Rabenteufelei schon längst Schuld gegeben worden sei, obwohl sie selbst niemals etwas bemerkt, so ward sie ebenfalls eingezogen und am 20. März so furchtbar torquirt, daß sie am 17. Mai daran starb, obwohl der Schöppenstuhl zu Leipzig sie schließlich freigesprochen hatte.
Bald darauf kaufte der schwedische Generalproviantmeister Johann Losse (1649) das Gut Meuselwitz und zu diesem zog ein     früherer Soldatenjunge Hans Michael Weinle als Knecht. Derselbe bekam im J. 1650 epileptische Zufälle und obwohl man dies erst   für ein Stück der schweren Noth hielt, so überzeugte man sich doch angeblich bald, daß es teuflische Besitzung sei, brachte den Knaben ins Gefängniß und dort gestand er, daß der Teufel in Gestalt einer Jungfrau zu ihm gekommen und ihn zur Unzucht verleitet habe, er habe nun mit demselben ein Bündniß gemacht und von demselben die trockne Taufe auf den Kopf (woher noch sein Kopfschmerz rühre) erhalten, derselbe habe ihn in Gestalt eines kleinen, nur 1/2 Elle langen, aber mit viel längerem Barte     versehenen Männchens aufgeweckt und allerlei Kurzweil gemacht, er habe auch vom Teufel eine Salbe erhalten, womit er die Frau Kanzlerin Münch aus Zeitz, die sich damals zu Meuselwitz aufgehalten hatte, die Käsemutter und die Köchin geschabernackt und ihnen Ungelegenheiten und Schmerzen zugezogen. Er bekannte auch, daß ein Lehrer in Prag ihn in der Kunst zu zaubern,     Ungezifer und dergl. zu machen, mit andern Knaben unterwiesen habe. Seine Mutter gab über ihn die Aussage ab, er sei bereits in   der Schule wegen Versuchs, die Zauberei zu erlernen, castigirt und der böse Geist durch die Jesuiten von ihm ausgetrieben worden,  ihr thue nichts mehr leid, als daß ihr Sohn bei den Lutheranern sitze und zur Religion derselben gebracht werden würde. Hierauf     ward ihm das Schwert zuerkannt, und er im April 1651 hingerichtet. Nun ward im J. 1672 die 80jährige Wittwe von Georg Mengel,     der früher einmal (1663) der Schule zu Meuselwitz Feld legirt hatte, Ursula, welche als Auszüglerin lebte, von ihrer frühern  Dienstmagd, Anna Weber, beschuldigt, sie habe vor 20 Jahren Buhlschaft mit dem bösen Feind getrieben, der im Koller und Federbusch zu ihr gekommen sei, auch wimmle es noch jetzt in ihrer Wohnung von Mäusen und unlängst habe man des Nachts gesehen, daß ihr Hof voll Feuer wäre und der Drache sich daselbst niederließe. Da nun überdieß die im J. 1649 verbrannten obgedachten Personen sie damals als Mitschwester bezeichnet hatten, so zog man sie ein und legte sie an eine Kette, und als man bei einer Haussuchung bei ihr einen zweiköpfigen Thaler fand, war man überzeugt, daß sie solchen vom Teufel erhalten habe, man machte ihr den Prozeß und folterte sie auf Befehl des Jenaischen Schöppenstuhls. Sie hielt aber diee Tortur, während welcher sich  ein furchtbarer Sturm erhob, aus und bekannte nichts. Gleichwohl ward sie, nachdem sie in Folge der großen ihren angethanen Martern den 6. Decbr. gestorben war, durch den Scharfrichter abgeholt und unter dem Galgen eingescharrt.

Die Nixenwannen und Nixensteufe der Chemnitz


Im Chemnitztale hat das nagende und mit Sand und Geröll schleifende Wasser in den Blöcken des Gneises zahlreiche Strudellöcher gebildet, welche man daselbst „Nixenwannen“ nennt. Einen Teil der Chemnitz zwischen Alt- und Neuschweizertal, eine Strecke von ungefähr 300 bis 400 Metern, wo die Chemnitz, zumal im Frühjahr und Herbst, am wildesten ist und so heftig schäumt und brüllt, dass man an ihren Ufern sein eigenes Wort nicht hört, bezeichnet man als Nixensteufe. Mitten in dieser Strecke befindet sich im Flusse ein großer, vollständig durchlöcherter Steinblock, der zu einer förmlichen Höhle ausgewaschen worden ist. Diese Höhle galt beim Volke als der Ausgang eines unterirdischen Nixenschlosses und man erzählte sich, dass man, besonders in mondhellen Nächten, die Nixe in langen weißen Gewändern durch das Tal habe ziehen sehen.

 

Quelle: Sagenbuch des Erzgebirges

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